[Irli] Für Chur ist es noch nicht zu spät. Gerade Mal knapp zwanzig Stunden haben sich im Buch der Zeit darüber gelegt.Implantierte Ideen. Chrüsimüsi (Durcheinander). Mitten im Dorf. Der Postler fährt das alltägliche Fraktal. Briefkastenklappen. Autotür. Drei Pferde auf Wiese. Das Pendel im Innern will den Gleichklang nicht finden. Autos summen. Vögel zwitschern. Insekten schlafen noch – können Insekten überhaupt schlafen? Und wenn ja, träumen sie? Ein dreckiges Lachen um die Ecke.
Liveschreiben ist ein harter Job. Insbesondere auf Reisen, wenn die Ereignisse wie eine verstörte Herde durcheinander trampeln, statt friedlich zu grasen, wie man das als Autor gerne hätte, damit man sie gemütlich melken kann. Das Buch in Blogform zum täglich mitreisen mit seinen Autoren ist ein anderes Buch, als das eBook oder gar das gedruckte Buch.
Ich finde mich damit ab. Aber manchmal ist es schwer. Ich kenne meine Techniken mittlerweile, weiß, wie ich damit umgehen muss, wenn ich physisch nicht mithalten kann, das Buch schön zu schreiben. Regel Nummer eins: schreib es so gut du kannst. Mache Fehler. Lass sie stehen. Geh weiter. Erlebe. Lass die Gegenwart nicht trüben um des zu Vergessenden willen. Mach Notizen. Hacke grob alles, was dir einfällt in die Tasten des Touchscreens. Veröffentliche nicht.
Ein WordPress-Blog hat glücklicherweise eine Privatfunktion, mit der man Unausgegorenes einfügen kann in das Dokument, um später daran zu feilen. Nutze dies intensiv und ohne Hemmung.
Der Chur-Anker. Jawohl. Baue Anker ein in dein Dokument, kleine Gesankenstützen,die es dir später ermöglichen, das Buch zu Ende zu schreiben.
Eigentlich wollten wir gestern Abend noch zum Schloss Haldenstein spazieren. Von unserer Ferienwohnung ist es einen Steinwurf entfernt. Man kann es sehen und die Ruine oben am Berghang sieht man auch. Aber ich schlief ein auf dem Sofa und es blieb bei einer in Frau SoSos Kopf installierten Idee. Sie wäre …, wenn ich.
Der Urban Artwalk Chur war zehrend. Mit den Wanderrucksäcken ließen wir uns durch die Gassen der ältesten Stadt der Schweiz treiben. Frau SoSo mutmaßt, dass sie sogar einmal Hauptstadt war. Historiker voran! Stimmt das?
Ein Urban Artwalk ist ein harter Job. Eine Mischung aus Stadtbesichtigung und Lomografie mit dem Smartphone. Die Kamera ist im Zufallsmodus geschaltet und filtert verschiedene Effekte in die Bilder. Vignette, Verfremdungen, Zerstörung und Neuausrichtung. Das Ergebnis wird erst nach dem Spaziergang sichtbar. Ein chaotisches, buntes Bildgemenge, das als Grundlage für Collagen dient.
Chur ist heiß. Und laut. Nicht hektisch. Voller Touristen. Straßenmusiker. Bettler, ein Checker, der mir ein Pst-pst hinterherflüstert. Der Mahlstrom der Rheinradler zieht am Radweg Nummer 2 rheinaufwärts und -abwärts.
Der Fluss ist gebändigt. Keine Spur mehr vom kaskadierenden Gebirgsbach. Begradigt und in Steinböschungengefasst tut er das, was der Mensch ihm sagt. Autobahn und Hauptstraßen und die Bahnlinie übertönen sein Rauschen. Im Himmel bohren sich Flugzeuge donnernd ihren Weg.
Wir schaffen es trocken bis Haldenstein direkt neben der Schallschutzmauer der Bahnlinie zu wandern. Dunkle Wolken. Ein B&B schwebt uns vor. Duschen, schreib’s groß, DUSCHEN. Und WASCHEN. Und nicht nass werden. Just, als Frau SoSo das B&B recherchiert, beginnt es zu regnen – wie in einem alten Computerspiel findet sie den Schatz: zuerst musst du den Zauberer überwinden, den Wegelagerer beschwichtigen, den Schlüssel, den du hoffentlich in Level 3 mitgenommen hast, benutzen, dann öffnet sich die Tür zur Ferienwohnung.
Unsere Hosts sind unheimlich freundlich und die Wohnung ist riesig, sauber, schön.
Wir baden.
die Sternchenfunktion will mal wieder nicht, dann eben Sternenstaub für die irgendlinksche Reiseliteratur …
das ist der Trick, erst muss ich kommentieren, dann Sternchen … verstehe Eine die Macken eines PCs