Über Untergründe, Weg- und Straßenbeläge, Flächen und was für eine Rolle der Wind dabei spielt – vom Schuhwerk fangen wir gar nicht erst an! -, wird viel zu wenig gesprochen. Schade eigentlich, denn es ist ein eminent wichtiges Thema, das zum Wohlbefinden mehr beiträgt als wir glauben. Im realen ebenso wie im übertragenen Sinn.
Ich denke an die zwei Kinder auf dem Campingplatz in Disentis. Die Familie war kurz nach uns angekommen und versuchte nun, dem Wind trotzend, ihr nicht eben kleines Hauszelt mit Zeltboden aufzubauen. Kurzerhand werden die zwei Minis als Zeltbodenfesthalter gegen das Davonwinden in die Ecken der Plane gestellt, um diese vor dem Davonflattern zu bewahren. Doppelter Geniestreich, denn so kommen die Kids, unbeaufsichtigt, nicht auf dumme Ideen und „helfen“ sogar tatkräftig beim Aufbau mit.
Ganz so kompliziert ist der Aufbau unseres Zeltes zum Glück nicht, doch da wir direkt am Boden, respektive auf Matten liegen, brauchen wir eine halbwegs ebene Fläche in Längs- und Querrichtung, um nächtliches Aufeinanderdrauf- IndieZeltwand- sowie Raufundrunterrollen zu vermeiden. Sich auf engstem Raum (im Mumienschlafsack auf sechzig Zentimeter Mattenbreite) zu drehen fällt mir in der Regel die ersten beiden Nächte im Zelt sehr schwer, danach erinnert sich der Körper wieder und ich schlafe herrlich.
Auch die Windrichtung spielt bei der Platzwahl eine Rolle. Zelteingang gegen Westen, wenn es regnet, ist eher suboptimal. Aber auch bei Schönwetter ist ein Blick nach Osten nicht zu verschmähen. Je besser das Wetter und je stiller der Wind desto vernachlässigbarer die Himmelsrichtung beim Aufstellen.
Nach dem Zeltaufbau legen wir Matten und Schlafsäcke aus und verstauen unsere Utensilien für die Nacht am Kopf- oder Fußende. Die letzten Nächte waren so kalt, dass ich nicht nur den Reißverschluss ganz zu hatte, sondern auch die Kapuze festzurren und das Überbrust-Gummiband („Wärmekragen“?) aktivieren musste.
Jetzt sitzen wir an der schon warmen Morgensonne, frühstücken demnächst und wandern bald wieder los.
Auf unserer Strecke haben wir nun schon fast alle möglichen Bodenbeläge bewandert. Felsige Gebirgswege, Steinstufen, Holzstufen, Metallstufen, Waldboden, Weideland, Bachläufe mit rutschigen, nassen Steinen, Kieswege, Teerstraßen.
Von all diesen mag ich Waldboden am liebsten, weil er federt, Teerstraßen am wenigsten, sie sind hart und unbeweglich. Nicht nur hier, beim Wandern, auch im Alltag mag ich den harten Teerbelag zum Gehen nicht wirklich. Für Rad und Auto ist er natürlich am bequemsten, klar, aber zu Fuß ist er Gift, vor allem, wenn man ihn länger und mit Rucksack gehen muss. Ist es gar heiß, strahlt er die Hitze ab und erschwert das Gehen zusätzlich. Er ist unnatürlich, wenn man so will. Wie so vieles, das wir uns der Bequemlichkeit wegen angewöhnt haben. Doch im Alltag denke ich kaum darüber nach. Wozu auch?
Wie wir so Schritt um Schritt ostwärts am Rhein entlang wandern, erkenne ich die Wege und ihre Beläge, ihre Untergründe, ihre Natur sozusagen, mehr und mehr als Metaphern für die unterschiedlichen Phasen in meinem Leben. Rucksäcke und ihre Lasten ebenso.
Wo gehe ich lang und warum diesen, nicht jenen Weg? Habe ich gewählt? Hatte ich eine Wahl? Habe ich Ziele und was bedeuten sie mir? Was trage ich mit mir herum?