Ein Brot wie Wilder Westen oder außerirdisch, ein Zelthering wie König Artus – by ^irli #flussnoten

Ein Walliser Brot sieht in etwa aus wie ein UFO, zudem grob geschrotet, braun, bemehlt, ziemlich schwer. Die Massenanziehung innerhalb eines Walliser Brots ist immens. Vergleichbar etwa mit einer Lutherbibel im Wilden Westen. Wenn man als rechtschaffener Mann guten Schrittes voran geht, um das Wort, welches auch immer, zu predigen, so sollte man stets ein Walliser Brot am Herzen tragen. Es könnte einem im Fall eines bewaffneten Konflikts das Leben retten. Die Kugel würde ganz klassisch im Brot stecken bleiben, statt das Herz zu durchbohren.
Jede Reise bringt ihre Gewohnheiten mit sich, ihre Codes, ihre Insiderwitze, jede Reise hat einen eigenen Habitus, der durch die Art des Reisens und durch die durchwanderte Gegend bestimmt wird. Man schlüpft förmlich hinein in so eine Reise. Seit Tagen ernähre ich mich von Walliser Brot und Hartkäse, ab und zu ein Stück Salsiz, eine Art Salami. Ich könnte Kilometer um Kilometer, Tag um Tag so weiter machen. Garniert von der abwechslungsreichen Berglandschaaft, spielt die Ernährung eine untergeordnete Rolle. Hauptsache, was im Bauch. Wasser, Brot und Käse. Klar gibts abends auch etwas gekochtes, Nudeln mit Gemüse oder wie gestern Abend einen Teller Pommes Frites, die wir im Kiosk des Campingplatzes zu Visp erstanden. Acht Franken kostete der Spaß. Plus sieben für ein Bier. Wir wurden beide leidlich satt. Ketchup gab es gratis dazu, das möchte ich zur Entlastung sagen, denn woanders auf der Welt kostet Ketchup und Mayo oder Senf fast immer extra. Das Gipstreiben kapitalistischer Kleinkrämerei in der in die Jahre gekommenen Ziegelsteinmauer menschlichen Wirtschaftens.
Atemberaubende Strecke gestern. Zunächst per Postauto zum Einkaufzentrum Eyholz, wo wir für Frau Soso ein neues Ladekabel kauften und ein paar Lebensmittel für den Tag. Elf Uhr früh ganz angenehme Atmosphäre in dem großen Einkaufzentrum. Nicht zu viel los. Gurke, Käse, Pfirsische, Walliser Brot.
Dann die steile Straße hinauf in die Berghänge, wo wir – Überraschung – wieder auf einem Suonen-Begleitweg landeten. Dieses Mal allerdings mit schwindelerregenden Momenten. Ein etwa anderthalb Kilometer langer Abschnitt war mit Warnschildern versehen, nicht stehen bleiben. Er führte entlang einer Steilwand durch die Felssturzzone. Der etwa einen halben Meter breite weg neben der ebenso breiten Wasserrinne. Manchmal eckten die Rucksäcke an den Felsen an, bleckte die Tiefe auf der einen Seite, gaben Geländer auf der Felsseite zum Glück ein wenig Halt. Mühlrad zum Spaß zur Mitte des Weges. Ein einfaches hölzernes Geflügel an schwerer hölzerner Achse, die einen Hammer betätigte, der in regelmäßigen Abständen klack klack klack auf ein Stück Holz schlug. Wir rasteten bei der einzigen Sitzbank oberhalb von Visp. Ich spannte die Hängematte zur Schräge des Hangs und baumelte eine Weile. Es war so heiß gestern, so heiß, aber das Begleitmurmeln der Suone gab Linderung. Jederzeit wäre es möglich gewesen, sich darin zu kühlen – okay, nicht stehen bleiben!
Runter nach Visp über die schmalen Stadtstraßen durch die Fußgängerzone vorbei an Restaurants und einer Unzahl alter Türen und feiner optischer Kleinigkeiten zu einer der drei Apotheken, zum Coop, uneins des Wegs, mein stures Voranpresch-Ich wollte zurück zur ursprünglichen Strecke auf den Fernwanderweg rechtsrhonisch, Frau Sosos Ich hatte eine andere Strecke im Kopf, linksrhonisch über die Straße zurück zur Suone.
Es war so heiß, erwähnte ich es schon, dass wir am Campingplatz eincheckten, sinniger Weise direkt neben, bzw. zum Schwimmbad gehörig und das war auch gut so.  Nach achtzehn Uhr ist das Schwimmbad gratis für die Campingleute. Pommes, Bier, Nachtplatz, Schwimmbad, Winwinwin sozusagen.
Das Walliser Brot eingangs der Geschichte? Nun, es wurde nicht auf uns geschossen … es gibt sich nun am Morgen beim Zeltabbau ein weiteres bizarres Filmszenensujets-Problem. Einer der Heringe steckt so fest in der Wiese, dass wir ihn nicht herausziehen können. Ich nenne ihn Exkalibur.

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