Alltagsanstrengung versus Wanderanstrengung und warum das eine mich kaputt macht, während mich das andere heilt und stärkt.
So Fragen. Wo hockt die Antwort?
Ich ahne, dass es etwas mit Selbstbestimmung zu tun hat, dass mir das gemeinsame Wandern und Klettern gut tut, obwohl es kräftemäßig oft hart an und zuweilen auch über meine Grenzen geht. Doch ich will es so. Ich bin überzeugt davon, dass ich diesen Weg gehen will. Darum tut es mir gut, nährt mich, stärkt mich. Körperlich ebenso wie mental.
Die Alltagserschöpfung der letzten Monate, die beinahe in einer Erschöpfungsdepression geendet hätte und wegen der ich meine Stelle gekündigt habe, war anders anstrengend. Auslaugend. Unabsehbar. Pausenlos. Die Anstrengungen waren zwar scheinbar zielführend, doch verschob sich das vermeintliche Ziel, je näher ich ihm kam, weiter ins schier Unerreichbare. Außerdem waren es viele Ziele. Gleichzeitige. Zu viele. Da, dort, hier, und dort auch. Das entspricht meiner Natur nicht, das macht mich krank.
Das hier, diese Wanderung, fordert mich ganzheitlich. Körperlich ebenso wie mental. Wie reagiere ich auf Nässe, Hitze, Hunger, Blasendruck? (Mal gereizt, mal gelassen.)
Irgendlinks mentale Stabilität hilft mir. Andererseits gibt es auch Situationen, in denen ich fitter war und ihn motivieren konnte.
Ich lerne, auf mich zu achten, meine Kräfte einzuschätzen, einzuteilen. Wir machen Pausen, wann immer wir sie brauchen. Und wir brauchen sie oft.
Nach drei, vier Kilometern mit den schweren Rucksäcken ersehnen wir eine Bank, einen Stein, einen Platz, an welchem wir unser Gepäck ablegen können. Wir atmen durch. Betrachten, was ist. Schauen Karten an, twittern, reden, schweigen. Schöpfen Kraft für die nächsten Kilometer.
Nachdem wir heute die Ferienwohnung verlassen haben, ging es immer am Rhein entlang. Kaum Gefälle. Mal geteerte, meist gekieste Radwege, häufig Waldwanderwege.
Als Regen einsetzt, sind wir kurz vor Zizers. Noch im Wald ziehen wir Regenjacken an und den Rucksäcken Regenschütze. Wir werden nass, doch der Regen ist zum Glück nicht kalt.
Unangenehm ist es dennoch. Unter einer Brücke finden wir Schärme. Ein Dach überm Kopf zwar, aber gemütlich geht anders. Bald lässt der starke Regen nach und wir gehen weiter bis in ein Industriegebiet, wo wir uns unterstellen können und das Ende des Regens abwarten.
Später, in Zizers, füllen wir die Vorräte auf, picknicken vor dem Laden und lassen uns trocknen – die Sonne kehrt zurück.
Seither ist es heiter, angenehm und beste Wandertemperatur.
Neben Landquart, auf einer Art Halbinsel, haben wir einen tollen Rastplatz gefunden. Fürs Zelt ist kaum Platz, aber das wird schon. Regnen soll es vorläufig nicht mehr.
Couscous mit einer Tüte fertigem mexikanischem Salat – eine köstliche Mahlzeit.
Mir geht’s gut. Ich bin am richtigen Ort.
Streckenscreenshot des 14. Tages:
du schreibst mir mitten aus der seele über die alltagsauslaugung
ich wünsche ganzheitliche heilung
allerliebste grüße
birgit
Dankeee! Ich schicke dir Rheinheilkraft und danke dir, dass du das hier mit möglich gemacht hast!
Gerade jetzt am richtigen Ort zu sein … Herz, was willst du mehr?!!! Grosse Mitfreude und Herzensgrüsse
Ulli
Danke dir. ? Sehr.
So lange geht ihr schon!
Ihr tragt den richtigen Ort immer mit euch.
Ja, zwei Wochen. Heute ist der 15. Tag. Mein Tinnitus ist nur noch ein kleines Piepsmäuschen. ?
Äh, und ja: Ein weiser Satz. Den kau ich unterwegs. Danke!
die heilung kommt, weil ihr genau das tut, was der menschliche organismus braucht. schon immer gebraucht hat. bewegung, sauerstoff, sonnenlicht, gemeinschaft, platz, universelle energie…
halbe bis ganze tage in geschlossenen räumen zu hocken und fünf sachen gleichzeitig zu tun (von all dem anderen zoix mal gar nicht zu reden), ist nun mal wider der menschlichen natur.
wieviel heiler wäre die welt, wenn viel mehr menschen so tun würden.
liebste grüße aus dem großen garten 🙂
Danke, dass du verstehst!
Herzliebe Grüße ?