Schritt um Schritt am Tag 2 | #flussnoten

Demut ist es vielleicht, die mich das Wanderm im Hochgebirge und im Gebirge lehrt.

Und Langsamkeit. Dann auch, mein Gleichgewicht zu finden ind zu haben, dazu Vertrauen in meinen Körper – und in den Irgendlinks, der mir, wenn die natürlichen Steinstufen im Berg zu hoch oder zu breit für meine kurzen Beine sind.

Dem Leben und Arbeiten nicht unähnlich ist das Bergwandern. Die Pausen sind unentbehrlich. Sie entscheiden über das Gelingen, sind Tankstellen für Körper und Geist. Ohne sie hätten wir weder die Bergtour vorgestern mit ihren tausend Höhenmetern – inklusive all der kleinen Abstiege zwischen den Aufstiegen – und die gestrigen tausend Absteige-Höhenmeter nicht geschafft. Mäandern und Pausen machen sind also die Zauberworte, die Gebote der Stunde, zumal mit jedem Höhenmeter, den wir abwärts tauchen, die Wärme steigen. Das nächtliche Zähneklappern ist schnell vergessen auf dem Abstieg vom Tomasee auf die befestigte MTB-Strecke. Um ihrer Monotonie zu entfliehen, wählen wir schon bald die weiß-rot-weiß markierten Querungen durchs Gebirge. Steile, anstrengende Abstiege. Wenig Schattenplätze zum Rasten, brennende Füße, dazu eine geplatze Blase, zwei noch ungeplatzte. Und all das inmitten einer herrlichen Bergwelt, die mich glücklich macht.

Dennoch ist es heiß. Bei jedem Bachlauf halte ich meine Kopfbedeckung ins Wasser und setze sie mir nass wieder auf. 

Nach einer längeren Pause kurz vor dem Zusammenfluss des Tomarheins mit einem kleineren Rheinzufluss wird unser Weg endlich comme-il-faut. Ab jetzt heißt der Fluss, dem wir folgen, Vorderrhein oder romanisch Rain Anteriur. Moderater Abstieg über Weideland. So, dass der Blick auch mal schweifen darf und nicht immer den Weg nach Gefahren abscannen muss.

In Tschamut hoffen wir auf einen Campingplatz, weshalb wir ins Dorf hochsteigen. Nada, da haben wir entweder eine falsche Information irgendwo aufgeschnappt oder den Ortsnamen verwechselt. Weiter geht’s also nach einer kleinen Einkehr Richtung Sedrun.

Meine Moral – die körperliche vor allem – sinkt. Hitze, PMS & die Blasen an den Füßen, nicht zuletzt der Muskelkater, der meinen Körper nach und nach erobert, machen mir zu schaffen. Selbst auf der nun – nach einem letzten Abstieg – ebenen Strecke fällt mir jeder Schritt schwer. Keine Ruhebank weit und breit. Nur meilenweit Golfplätze (was mich ärgert, weil ich Golfplätze eine Naturverschandelung finde).

Endlich eine Art Scheune mit einer schattigen Wand, hinter der ich mich erschöpft fallen lasse. Irgendlink erkundet das Terrain und vermutet da oben am Waldrand – er zeigt den Hang hinan – eine guten Nachtlagerplatz.

Wir lassen meinen Rucksack stehen. Der Liebste will ihn nach der Platzfindung holen. (Mein Held, aber also wirklich!)

An einer Pferdekoppel vobei wandern wir auf den Waldrand zu. Wieder muss ich mich setzen. Irgendlink finder etwas, noch hundert oder zweihundert Meter seien es. Ich nehme seinen Rucksack und schlurfe auf besagten Platz zu, während er meinen holen geht. 

Ja, hier lässt sich wirklich gut lagern. Allein hätte ich längst schlapp gemacht. Irgendlink baut das Zelt auf, während ich im Sitzen die Vorräte nach dem heutigen Abendessen durchforste.

Kaum haben wir gegessen und wollen an der nahen Pferdetränke Geschirr spülen, fängt es zu regnen an. Zum Glück erst langsam, so dass wir die Rucksäcke wasserdicht verpacken können, nachdem Schlafsäcke, Matten und Co. im Zelt gelandet sind. 

Müde wie wir sind, schlafen wir nach kurzem Erzählen ein.

In einer Regen- und Gewitterpause gehe ich nochmals raus für Zähneputzen und Pipi. Kaum zurück, schlafe ich auch schon wieder ein. Diesmal schlafe ich deutlich besser, obwohl mir jeder Knochen wehtut. Und sogar trotz der Pfandfinder-Nachtübung um vier Uhr.

Und nun frag ich mich, ob PMS nicht doch irgendwie gemütlicher war als Mens. So Fragen. Nun ja. Es ist, wie es ist. Ändern kann ich es nicht. Auch über die angesagten Gewitter machen wir uns erst Gedanken, wenn es soweit ist.

Heute ist Schonung angesagt – und Blasenpflaster -, denn auch Irgendlink spürt seine Muskeln und Knochen.

Tagesstrecke Tag 2

4 thoughts on “Schritt um Schritt am Tag 2 | #flussnoten


  1. Gestern habe ich feste an euch gedacht. Wir gingen einen Berg hinauf, ich wollte testen, wie es mit dem Druck bergauf im Auge ist. Wenn ich langsam gehe, zusammen mit meinem Atem, dann komme ich mit Leichtigkeit oben an, ohne etwas. Nun ist das nicht wirklich vergleichbar, was es aber ist, ist der Gedankenfluss, der sich bei dieser Art von Gehen einstellt, den ich in den letzten Wochen doch sehr vermisst habe!
    Ich sende dir einen Heilesegengruss für die Blasen und euch einen guten Rasttag
    herzlichst Ulli

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