Das Dach über dem Kopf [SoSo] | #flussnoten

Nun ja. Ich bin ja eher so die Schönwetterwanderin. Aber nur wenn nicht zu heiß natürlich. Aber zu kalt bitte auch nicht. Und Regen ist auch nicht schön. Und schwitzen will ich lieber nicht. Am liebsten immer mal wieder Bänke, Bitteschön, und, Brunnen, ja, viele Brunnen, Dankeschön. 

Dumm also, dass es nur vielleicht gerade mal zwanzig Tage pro Jahr genau dieses perfekte, wohltemperierte Wanderwetter gibt. 

„Das Leben ist nicht ideal“, sagte Freundin M. schon vor vielen Jahren zu mir. Der Satz ist Mantra und Kehrreim geworden, insbesondere wenn ich hadere, mit dem Leben, dem Weg, den Bergen – aus Fels oder Aufgaben ist dabei einerlei. Dem Liebsten verdanke ich eine anderes ebenso wichtige Weisheit, die ich mehr und mehr in mein Lebenskonstrukt einbaue. „Es ist egal, ob ich dies oder jenes tue“, sagt er, wenn die Wahl zwischen zwei ebenbürtigen Lösungen steht. Die Umstände nicht bewerten, jedenfalls nicht so, dass sie dir, mir, uns Kraft rauben. Ihnen nicht zu viel Macht über mein Denken und Handeln zugestehen. 

Ich übe. Mit jedem Schritt. Dass ES egal ist, dass ES nicht ideal ist, ES – der Weg, die Hitze, der Auf- und der Abstieg, der Regen. Ich übe. Es ist nicht Gleichgültigkeit im Sinne von Resignation, die ich anstrebe, es ist Gleichmütigkeit, es ist Hingabe an meinen Weg.

Zuweilen gelingt es ganz gut. Ich habe ein Lied im Kopf und singe es – innendrin oder in echt -, während ich voran schreite, aufwärts, abwärts, geradeaus, Sonne, Schatten, Regen, heiß, kalt. Manchmal geht’s.

Manchmal – und das sind die eigentlich spannenden Phasen, jene, mit Lernpotential – manchmal gelingt es eben nicht. 

Doch ich akzeptiere mein „Ich mag nicht mehr!“ besser als auch schon. Auch wenn ich mich dabei quengelig fühle und kindisch. Aber ich weiß inzwischen, dass das Eingeständnis meines Unvermögens und meiner Kraftlosigkeit eine Art not-wendenden Tiefpunkt darstellt. Ein Umweg vielleicht? So what!

Irgendlink kennt das inzwischen. Er lässt zu, wartet ab und auf einmal geht es wieder. Nicht „ihm zuliebe“ nehme ich Anlauf für die nächsten Schritte, obwohl – zugegeben – es motiviert natürlich, dass er da ist. Nur auf mich gestellt hätte ich -Couchpatata ich – das hier ja nie geschafft. Zumal diese bisherige Tour – Oberalppass, Tomasee, Pazzolastock, etc. – doch um einiges fordernder war als die Reussquelle-Wanderung vor zwei Jahren. 

Ich akzeptiere also den Weg, den nicht idealen. Ich übe es jedenfalls.

Nicht ideal ist, dass es heute regnet. Ideal dagegen ist dieses Spielhaus hier, in das wir uns heute Morgen geflüchtet haben. 

Gestern Abend haben wir unterm Reck am nahen Fitnesspfad nur das Innenzelt aufgebaut. Graue Wolken beim Erwachen um kurz vor sieben haben uns zur Eile gemahnt. So schnell gepackt haben wir noch nie. 

Um sieben haben wir uns bereits hier ins Spielhaus gesetzt, kurz bevor der Regen einsetzte.

Hier sind wir nun. Kaffee und Tee. Das Blockhaus wird zu Bloghaus.

Ideal irgendwie. Oder so.

4 thoughts on “Das Dach über dem Kopf [SoSo] | #flussnoten


  1. Liebe Soso,
    Dass der diesjährige Weg mehr Herausforderung hat, das dachte ich schon die ganze Zeit. Schön, dass du sie nimmst, dass du den Liebsten an deiner Seite hast, Motivation und Stütze in beidem. Ich weiss eins: solch einen Weg könnte ich nicht mehr gehen, nicht mit Gepäck und in einem Stück. Ich olle Flachländerin, ich …
    herzliche Grüsse, sende frohen Mut
    Ulli


    1. Danke fürs Mutmachen. Wir wachsen mit dem Weg und der Weg wächst vor uns. Oder so. ?


  2. dieser weg ist anders als der vorherige. auch weil (nach außen für mich sichtbar) viel mehr kopfarbeit stattfand. hier scheint mir viel mehr herzarbeit <3 vielleicht liegt es nur an meiner sichtweise, kann sein.
    aber ein satz begleitet mich und damit euch beim lesen:
    'es darf einfach sein'


    1. Ja, so ist es. Wir könnten uns jederzeit in den Zug oder Bus setzen. Alles darf.
      Darum ist es so gut.
      Danke dir!

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