Ein weiterer fast perfekter Wandertag verneigt sich vor uns, und wir uns vor ihm. Bis Ilanz wanderten wir mehr oder weniger durch Wald – auf einer Mountainbike- und Wanderroute, befestigter Kiesbelag, Sonne, Schatten. Wunderbare Landschaft. Links neben uns der Rhein.
Ilanz zeigt sich von seiner heißen Seite. Teer. Durst. In einem Park sitzend sind wir Zuschauende des Welttheaters. Sooo viele Autos, Aufschneiderschlitten mit sooo lauten Bässen fahren auf und ab. Radelnde, die Karten lesen.
Schließlich die zwei Jungs. Surreal beinahe. Sie setzen sich – als wären sie gleichgeschaltet, eine Seele in zwei beinahe gleich gekleideten Körpern – auf die übernächste Bank. Ohne ein Wort zu sprechen. Den Blick auf die Handys, synchrone Bewegungen. Der eine mollig, der andere schmal. Shorts, beide beige, T-Shirts, Basecaps. Auf einmal, ohne sichtbare Absprache, stehen sie auf, gehen über den Fußgängerstreifen, bleiben – immer noch synchron und ohne zu reden – stehen. Der Blick klebt am Handy. Irgendwann verlassen sie unser Blickfeld.
Am Bahnhof kaufen wir uns ein Eis und beobachten die Menschen. Viele Menschen. Die erste Stadt seit Andermatt. Andere Menschen bewegen sich hier als weiter oben, städtischer, mondäner wirken sie, anonymer. In der Kleidung ebenso wie in der Körpersprache.
Das letzte Stück durch Ilanz ist anstrengend, heiß, verwirrend ausgeschildert und geht an die Nieren. Wir sehnen uns nach der Stille des Waldes. Endlich finden wir den richtigen Wanderweg wieder. Ein schmaler Pfad nur, erdig, von Wurzeln durchsetzt. Das Blätterdach schirmt die Sonne ab. Ein Blick auf die Karte verheißt schon bald eine Lichtung. Sie ist perfekt.
Juhu, schon wieder ein Paradies. Am nahen Bach füllen wir den Wassersack, hängen ihn an einen Baum und duschen kalt. Herrlich, erfrischend.
Das Zelt aufzubauen erfordert Vorarbeiten. Wir säubern auf Knien den pieksig gemähten Untergrund von Ästen, Föhrenzapfen und anderem, das den Zeltboden und unserem Schlaf schaden könnte.
Beim Kochen kommen die Mücken. Sie treiben uns demnächst ins Zelt. Dennoch: Der Platz ist klasse!
Strecke des 9. Tages:
he soso,
bei mücken hilft qualm vom feuer oder autan (auch wenn beides nicht besonders gesund ist). ich war heute mit dem radl unterwegs und habe einige km geschrubbt. immer auf der suche nach feldkreuzen mit ruhebank.
die sommersprossen auf den unterarmen werden immer mehr.
ich wünsche euche eine gute nacht.
irgendlink kann sich mit den drei karten ruhig zeit lassen – die müssen nicht alle zusammen ankommen.
so long
hundefaenger krd
Hier hats weder Feuerstelle leider und Antibrumm/Autan müssten wir mal kaufen. Bis jetzt hatten wir ja keine im Gebirge.
Hey, toll, du Radler! Go On!
Das ist sozusagen Hand in Hand reisen über die Ferne virtuell verbunden. Langsam muss ich mit einer Buchhaltung beginnen für die FlussDogma-Karten.
Ein Hoch auf den Erfinder/die Erfinderin der Ruhebank!
Hallo SoSo,
das mit den Mücken erinnert mich an ein Uralt-Karnevalslied, auf rheinisch: „Da laachste dech kapott, datt nennt m’r Kämping“ [http://tinyurl.com/hgpx6yz]. 😉
Ansonsten: schade, dass Mensch immer so laut sein muss und/oder [am Handy spielend] die Natur nicht genießen kann – ja sie wohl noch nicht einmal wahrnimmt. Ich bedaure diese Menschen. Wie wundervoll entspannend war es für mich doch wieder gestern Abend, hier am Ende unseres Grundstücks unter den Bäumen ganz einfach den Duft der Zedern einzuatmen.
Habt eine feine Zeit, und „happy hiking“,
Pit
Ja, das denke ich auch immer. Aber auch: Was weiß ich schon über dieses Menschen Geschichte? Und was er noch lernen wird/soll?
Verstehen ist allerdings schwer, wenn nicht unmöglich.
Danke dir fürs Mitwandern.
Grüß deine Zedern und die Liebste.
Hallo SoSo,
Grüße werden ausgerichtet. An die Zedern ist einfach. 😉 Die Liebste ist allerdings noch bis Donnerstag in Denver, bei ihrer Cousine. Ich freue mich schon riesig, wenn ich sie dann wieder hier habe.
Macht’s gut, Ihr Beiden,
Pit
??
Waldgedanken: Föhrenzapfen…Geruch des Waldes…Nadelbäume…Kinderträume…Stellen sich ein… wieder wie damals Kind zu sein…in harziger Luft…und…der Kuckuck ruft…
Alles genauso, nur ohne Kuckuck. Für mich nicht nur Kindererinnerungen/-träume. Wald lässt mich, mich reich wissen & fühlen.
Sehnsucht pur. So wohlig und voller Frieden.