Anders, immer wieder anders [SoSo] | #flussnoten

Gehen. Immer weiter. Immer am Fluss. Immer im Fluss. 

Ähm. Meistens. Oft. Manchmal stolpernd. Schwitzend. Jammernd auch.

Schon bei der Tour auf den Gotthard, auf den Flusswegen der Reuss, zur Quelle damals vor zwei Jahren, in umgekehrter Richtung als dieses Mal, dachte ich, wie so eine Reise einer klassischen Heldenreise, einer Initiation gleicht. Die Prüfungen sind anders, natürlich, undramatischer, kleiner. Drachen töten mag ich nicht. Will ich nicht. 

Die Prüfungen heißen Regen und Gewitter, heißen Hitze, Steigung, Gefälle. Heißen Müdigkeit, Rückenschmerzen  und Blasen. Muskelkater nicht zu vergessen. 

Pazzolastock, das Gewitter vor Mompé Medel, die Hitzetage bei Versam mit ihren Steigungen, dem Abstieg vor Trin. Undundund.

Nein, es ist nicht das Durchhalten und Bestehen, es ist das, was es innendrin mit mir macht, die Haltung, das Verhältnis, das ich zu diesen Herausforderungen habe. Zu denen hier auf der Wanderung ebenso wie zu denen im Alltag.

Die wahren Prüfungen finden im Alltag statt. Mein Verhältnis zu den Dingen des Alltags, meines Alltags, sind es, auf die es ankommt. Ich hoffe, mein Blick, mein Verhältnis und Verhalten können sich dieser Tage ändern, relativieren.

Heute? Heute wae Wochenendeinkaufen angesagt. Ein sehr angenehmer Wanderweg führte uns, nach der 18. Rheinüberquerung, direkt am Rhein entlang von Landquart nach Bad Ragaz. Perfekte Temperatur. Hungrig treffen wir am Bahnhof Bad Ragaz ein, orientieren uns kurz und finden schließlich an der Bahnhofstraße einen Imbiss. Später, im Coop, kaufen wir ein und schaffen uns, mit deulich schwereren Rucksäcken, wieder an den Rhein. Inzwischen ist es schwül. Hinter uns graue Wolken. Dennoch ruhen wir uns eine Weile am Rheinufer ein. Nickerchen. Es tropft. So richtig regnen tut es nicht. Und es hört auch bald wieder auf.

Seltsam diese Müdigkeit bei uns beiden – gestern und heute – jetzt, wo die Strecke kaum mehr fordert. Nachwehen? Eine Prüfung in Ausdauer?

Gegen halb fünf, wir sind wieder – nach der 19. Brücke – auf der rechten Rheinseite, finden wir DEN Lagerplatz. Wow!

Sandstrand, Kiesstrand, Liegefelsen, Feuerstelle mit Zeltstellplatz. So sieht dann wohl ein möglicher Lohn für die Prüfungen des Tages aus?

Panorama des Strandes mit untergehender Sonne rechts
Streckenscreenshot des 15. Tages:

6 thoughts on “Anders, immer wieder anders [SoSo] | #flussnoten


  1. Ich freu‘ mich mit euch für den schönen Lagerplatz. Genießt den Abend, die Nacht und die Morgensonne durch den Rheinnebel.


  2. Ich mag es immer sehr, wenn sich die Wege über das Leben legen, wenn nichts mehr voneinander getrennt ist, das ist wohl im Fluss sein und ja, so ein Fluss der fliesst auch nicht einfach immer nur stoisch ruhig vor sich hin, auch er holpert und stolpert, stürzt, fängt sich wieder, mäandert, trennt sich, führt sich wieder zusammen und … ein Fluss ist ein wunderbares Sinnbild, von der Quelle zum Rinnsal, zum Bach, zum Fluss, zum Strom, zum Meer, der grosse Exidus, das grosse Finale-
    hach schön dich so zu lesen und der Lagerplatz ist erste Sahne!
    herzlichst
    Ulli


    1. Jaaaaha, danke dir!
      (Äh, meinst du Exitus oder Exodus? Könnte beides irgendwie passen.)
      Hab einen feinen Sonntag!


  3. „Wenn sich die Wege über das Leben legen“, dieser feine Ausdruck von Dir, Ulli, auf diesen feinen Text von Dir, Soso, gelegt, das macht mich tief durchatmen. Im Fluss sein, als Wunsch für den eigenen (Lebens)Weg. Manchmal ist es schwer, den eigenen Fluss nicht aus den Augen zu verlieren. Darum wandere ich gern hier mit, lasse mich an die Hand nehmen von Schritten, Worten und Gedanken. Um – Schritt für Schritt – zu lernen, dass die Flusswege, auch des Alltags, besänftigende Lagerplätze bereithalten. Wenn ich mich nicht blind gebe …
    Habt einen guten Unterwegstag, Herzgruß von mir.


    1. Genau. Wohl geht es darum – im Alltag zu leben, was wir auf Reisen lernen. Verinnerlichen. Eins mit dem Weg zu sein, ist mir großer Wunsch.
      Danke dir.

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